Paul Watzlawick ist tot. Der in Villach geborene Psychologe und Kommunikationswissenschafter starb am 31. März in seiner kalifornischen Wahlheimat. Bekannt wurde er durch seine „Anleitung zum Unglücklichsein“ und seine Beiträge zum Konstruktivismus. 

Wien/Palo Alto – „Man kann nicht nicht kommunizieren.“ Das war einer der Leitsprüche des Paul Watzlawick. Und der populäre Kommunikationswissenschafter, Philosoph und Psychologe war selbst eines der besten Beispiele für sein eigenes Diktum. Er schrieb insgesamt 18 Bücher, die auch in 85 fremdsprachigen Ausgaben erschienen, und 150 Artikel. 

Sein wohl berühmtester Titel ist seine „Anleitung zum Unglücklichsein“ aus dem Jahr 1983, der ultimative Ratgeber für Leute, die sich schon immer miserabel fühlen wollten, es aber nie richtig hinbekommen haben. In seinem Bestseller, der sich allein in Deutschland über eine Million Mal verkaufte, gibt er launige Tipps, wie man sich und anderen Menschen das Leben zur Hölle macht.

„Anleitung zum Unglücklichsein“ mag nicht das wichtigste seiner Werke gewesen sein. Aber es war typisch für Watzlawicks eingängige Art des Schreibens: Mit lebensnahen Bildern und Humor machte der Philosoph, Psychologe und Kommunikationswissenschafter Paul Watzlawick seine Theorien verständlich und fand so eine begeisterte Leserschaft, die weit über das philosophische und psychologische Fachpublikum hinausging.

Kommunikationsfähigkeit war nicht nur eines der großen Talente des gebürtigen Kärntners, der zahlreiche Sprachen beherrschte – sie wurde auch zum zentralen Thema seiner Forschungen. Der junge Österreicher, der Gefangener der Nazis und englischer Soldat war, studierte zunächst in Venedig Fremdsprachen und Psychologie. Nach seiner Promotion 1949 schloss er noch eine Ausbildung zum Psychotherapeuten und Analytiker am C.-G.-Jung-Institut in Zürich an.

Lebensthema

Über die eigene psychoanalytische Tätigkeit und theoretische Forschungen stieß er zu seinem Lebensthema vor: die Erforschung der menschlichen Kommunikation und ihrer Störungen. Diese verfolgte er ab 1957 als Lehrbeauftragter für Psychotherapie in El Salvador und ab 1960 am Mental Research Institute in Palo Alto, wo er dann auch eine Professur an der Stanford University innehatte.

Watzlawick kam bei seinen Forschungen zur Ansicht, dass psychisch kranke Menschen nicht an einer Verzerrung der Wirklichkeit leiden würden, deren Auslöser gesucht und therapiert werden müssten. Vielmehr meinte er, dass die Vorstellung des Patienten von der Realität problematisch geworden sei. Es gehe in einer Therapie darum, eine besser funktionierende Konstruktion aufzubauen.

Diese Überzeugung vertrat er später auch in seinem anderen großen Buch, dessen Titel zum geflügelten Wort wurde. In „Wie wirklich ist die Wirklichkeit?“ beschreibt er unsere Wirklichkeiten als subjektiv konstruiert. Damit setzte sich Watzlawick auch in Gegensatz zur Tradition seiner Branche: Watzlawick lehnte es nämlich ab, in die Vergangenheit oder ins Unterbewusste seiner Patienten vorzudringen. Er setzte auf die Beobachtung der Kommunikation seiner Patienten und kurzfristige, lösungsorientierte Methoden. Das konnten auch Psychopharmaka sein – mit dem Argument: „Ich bitte Sie, wenn ich Kopfschmerzen habe, nehme ich ein Aspirin“.

Am vergangenen Samstag starb Paul Watzlawick, einer der einflussreichsten Humanwissenschafter, den Österreich hervorbrachte, nach langer schwerer Krankheit in seiner kalifornischen Wahlheimat Palo Alto. (Klaus Taschwer/DER STANDARD, Printausgabe, 4. April 2007)

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