Salzburger Nachrichten – 12. Mai 2007
Immer mehr Menschen leiden am so genannten Burn-out-Syndrom. Das hat auch drastische Auswirkungen auf die Unternehmen.

   

Salzburg (SN/B.Schreglmann). Der Arbeitsdruck steigt, die eigenen Kapazitäten sind erschöpft. Immer mehr Menschen fühlen sich kraftlos, überlastet, sind nervös und gestresst. Auch wenn die Worte „Stress“ und „Burn-out“ inflationär und oft falsch gebraucht werden, Tatsache ist, dass es von diesen Erschöpfungszuständen zum Burnout oft nur mehr ein kleiner Schritt ist.Das Burn-out-Syndrom ist also weniger ein Modetick für Angeber, sondern ein ernst zu nehmendes seelisches und körperliches Problem. Die Ursachen liegen meist in viel zu hohen beruflichen, familiären und gesellschaftlichen Erwartungen.

Burn-out, als Begriff in dieser Form knapp 20 Jahre alt, leitet sich vom sprichwörtlich definierten „ausgebrannt sein“ ab. Das so genannte Burn-out-Syndrom, die fachliche Bezeichnung des Ausgebranntseins, gilt ganz klar als Krankheitsbild, hat jedoch vielfach divergierende Indikationen als Ursache.

War es bis vor wenigen Jahren als so genannte Managerkrankheit apostrophiert und galt teilweise sogar als schickes „Must“ eines Workaholics, ordnet man dem Burn-out-Syndrom mittlerweile einen hohen wissenschaftlichen Stellenwert zu.

Burn-out, von der Weltgesundheitsorganisation WHO als „multifaktorielle Befindlichkeitsstörung“ definiert, ist weit mehr als ein für die Betroffenen und deren Angehörige fatales Phänomen, das in erster Linie durch die häufige Hektik auftritt. Burn-out wirkt sich auch drastisch auf die Wirtschaft aus: Ausfälle, verminderte Leistungsfähigkeit und „innere Kündigung“ der Mitarbeiter belasten sowohl den Arbeitgeber als auch die Arbeitnehmer.

Letztlich stellen die Folgekosten durch langwierige Krankenstände, Therapien und Rehabilitation auch eine immense Belastung für die Versicherungen und die öffentliche Hand dar.
Um einen Überblick über dieses aktuelle Phänomen zu schaffen, wurde von den Business Doctors gemeinsam mit der Webster University und dem Seminar- und Kompetenzzentrum Schloss Wolfsberg die ausführlichste je in Österreich durchgeführte Umfrage initiiert.

Die Ergebnisse fließen künftig in die Arbeit der Business Doctors ein, die im Bereich des Social-Marketings in Österreich tätig sind und die Zusammenhänge zwischen Prävention sowie innerbetrieblicher Gesundheitsförderung in den Vordergrund stellen.

 

1,5 Mill. Österreicher Burn-out-gefährdet

Die Gesundheitsstatistik kommt zu dem Schluss, dass in Österreich rund 1,5 Mill. Menschen Burn-out-gefährdet sind. Gestützt wird diese Vermutung auf aktuelle Zahlen zum generellen Gesundheitszustand der Österreicher. Demnach gibt es 8,6 Mill. Arbeitstagsverluste auf Grund von Schädigungen des Stützapparats, 2,6 Mill. Arbeitstagsverluste auf Grund von Stress und 1,6 Mill. Arbeitstagsverluste auf Grund von Depression. Dazu kommen 2,0 Mill. Rheumakranke und zirka eine Mill. alkoholgefährdete bzw.
-kranke Personen.Wie weit das Burn-out-Syndrom schon verbreitet ist, zeigen auch Zahlen aus Deutschland: Demnach weisen 45 Prozent der Manager nach eigenen Angaben Zeichen von Erschöpfung auf, hat die Freiburger Unternehmensberatung Saaman herausgefunden. Einen derartig hohen Anteil habe man vor zehn oder zwanzig Jahren nicht beobachten können, erklärte Firmenchef Wolfgang Saaman. Die Analyse zeige allerdings auch, dass die meisten betroffenen Führungskräfte sich in Anfangsstadien befänden. Der Personalexperte teilt das Burn-out-Syndrom in fünf Stufen ein. Demnach bewegen sich 60 Prozent der Manager, die Symptome aufweisen, auf den Stufen eins (Warnsymptome) und zwei (reduziertes Engagement) sowie 30 Prozent auf den Stufen drei (Schuldzuweisung als emotionale Reaktion) und vier (Abbau von Leistung). Nur bei wenigen Führungskräften wird das Burn-out-Syndrom zum schweren seelischen Krisenfall (Stufe fünf).

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