Druck und psychische Belastungen in Arbeit und Freizeit – wer hat das nicht? Stress hat heute annähernd den Charakter einer Volkskrankheit und führt neben Schlafstörungen, innerer Unruhe… häufig markant zu ungewollter Gewichtszunahme, Fettleibigkeit.

Warum das so ist? 

 

Stress sorgt für die Ausschüttung von Dickmacher-Hormonen

Ob er körperlicher oder emotionaler Ursache ist – Stress sorgt in unserem Organismus für die immer gleiche Reaktion: Er beeinflusst unseren Hormonhaushalt. Das Gefühl von Stress sorgt im Körper für die sogenannte Kampf-oder-Flucht-Reaktion, die der Mensch bereits in Urzeiten erlernt hat, um zu überleben. Dabei wird das Hormon Cortisol ausgeschüttet, ein Botenstoff, der in der Nebenniere gebildet und auch als Stresshormon bezeichnet wird. Dieser soll dem Gehirn vermitteln, sich schnellstmöglich aus der vermeintlichen Gefahrensituation zu retten. Auch wenn das heute nur selten notwendig ist – der Körper erkennt nicht, ob es sich um eine lebensbedrohliche Situation handelt oder man einfach nur vom Chef angemeckert wird. Hin und wieder ist die Ausschüttung von Cortisol kein Problem. Wenn Stress aber zum Dauerzustand wird, dann kommt es zu einer Überproduktion des Hormons. Da der Botenstoff nicht nur für die Kampf-oder-Flucht-Reaktion verantwortlich ist, sondern auch für viele Vorgänge in unserem Körper, kann das zu gesundheitlichen Problemen führen – unter anderen auch zu einer Gewichtszunahme. Cortisol ist nämlich ein echter Dickmacher, der unseren Stoffwechsel, Appetit, Blutzucker und Fettverbrennung maßgeblich beeinflusst.

Cortisol macht dick – aber warum eigentlich?

1. Cortisol beeinflusst deinen Appetit

Studien konnten es beweisen: Menschen, die besonders sensibel auf Stress reagieren, nehmen an stressigen Tagen mehr Kalorien zu sich und greifen dabei vermehrt zu zuckerhaltigen Snacks. Das macht sich natürlich über die Zeit hinweg auch auf der Waage bemerkbar. Interessant: Eine weitere Studie fand heraus, dass sich Frauen unter Stress häufiger von ungesundem Essen verführen lassen, während Männer lieber zu Alkohol und Zigaretten greifen. Der Appetit auf süße, salzige und fettige Snacks ist dabei mit der Ausschüttung von Cortisol verknüpft. Eine Überproduktion des Stresshormons kann außerdem schlaflose Nächte zur Folge haben. Schlafmangel wirkt sich dann wiederum auf die Hormone Leptin und Ghrelin aus, die für Hunger- und Sättigungsgefühl verantwortlich sind. Da Stresshormone wie Cortisol deren Signale stören, verlieren wir unter Druck oftmals die Fähigkeit, zu unterscheiden, wann man eigentlich wirklich satt ist – es kommt zum Überessen. Und es gibt noch einen wichtigen Grund, warum der Magen an stressigen Tagen besonders laut knurrt: Das Gehirn verbrennt unter Alarmbereitschaft mehr Kalorien. Was der Körper unter akutem Stress verbrennt, versucht er sich später zurückzuholen. Meisten in Form von Kohlenhydraten, denn diese gelten als schnelle Energielieferanten.

2. Cortisol hemmt den Stoffwechsel

Cortisol beeinflusst diverse Stoffwechselvorgänge im Organismus. Kommt es durch chronischen Stress zu dauerhaft erhöhten Werten von Stresshormonen im Blut, dann kann das den gesamten Stoffwechsel verlangsamen. Trotz völlig normaler Ernährung nimmt man dann schneller zu. Auch Diäten können aufgrund von Stress scheitern, denn der gehemmte Stoffwechsel macht das Abnehmen trotz Bemühungen schier unmöglich.

3. Cortisol beeinflusst die Fettverbrennung

Unkontrollierbarer Stress steht im engen Zusammenhang mit Bauchfett, wie die Wissenschaft bereits beweisen konnte. Grund dafür ist nicht nur das erhöhte Verlangen nach ungesunden Snacks, sondern wieder einmal die Freisetzung von Hormonen. Neben Cortisol schüttet der Körper unter Alarmbereitschaft auch die Hormone Adrenalin und Noradrenalin aus – ein Cocktail, der den Blutzuckerspiegel in die Höhe schnellen lässt. Das geschieht, damit der Körper trotz Stress mit ausreichend Energie versorgt wird und all seine Funktionen erfüllen kann. Eigentlich eine positive Wirkung, doch hält sich dieser Zustand bei chronischem Stress über längere Zeit hinweg, kann das auch dein Gewicht und den Körperumfang beeinflussen. Blutzucker regt die Produktion von Insulin in der Bauchspeicheldrüse an, bei einer ständigen Überdosis dieses Hormons wird automatisch mehr Fett gespeichert, als verbrannt. Gleichzeitig sorgt das Stresshormon Cortisol dafür, dass vermehrt Glucose und Fettsäuren im Körper freigesetzt, was wiederum zu mehr Fettdepots in der Bauchregion führt. Essen wir zusätzlich noch reichlich Zucker und fetthaltige Speisen, dann werden im Gewebe des Bauchfetts sogenannte Neuropeptid Y gebildet, die wiederum die Produktion von größeren und mehr Fettzellen begünstigen. Ein echter Teufelskreis also.

Stress fördert Emotional Eating

Neben der Ausschüttung von Cortisol scheint Stress auch einen Einfluss auf die Psyche zu haben, der wiederum das Gewicht maßgeblich beeinflussen kann. In einer Studie aus dem Jahr 2011 fand man beispielsweise heraus, dass Menschen unter Druck eher in alte Verhaltensmuster zurückfallen und weniger zielorientiert denken. Unter Stress haben wir deshalb weniger Motivation und Willenskraft, uns gesund zu ernähren oder ein Workout zu absolvieren. Dabei wäre Sport besonders wichtig, denn Bewegung hilft dir, Stress abzuschütteln und beruhigt zudem den angestiegenen Cortisolspiegel. Besser also, den Afterwork-Drink mit Freunden einmal absagen und sich im Fitnessstudio eine Stunde auspowern. Auch Yoga oder Meditationen helfen, den Alltagsstress zu verarbeiten, wenn es einmal nicht ganz so anstrengend sein soll.