Rüdiger Lorenz: Salutogenese. Grundwissen für Psychologen, Mediziner, Gesundheits- und Pflegewissenschaftler. E. Reinhardt (München) 2005. 2., durchgesehene Auflage. 208 Seiten. ISBN 3-497-01697-7. 19,90 EUR, CH: 33,60 SFr.
Mit einem Geleitwort von Hilarion G. Petzold. 
 

Einführung in das Thema  

Das von dem Medizinsoziologen Aron Antonovsky entwickelte Konzept der Salutogenese läutete durch seine Fokussierung auf die Frage nach gesundheitsfördernden und gesundheitserhaltenden Faktoren bei seinem Erscheinen einen Paradigmenwandel ein, der sich von der medizinisch geprägten Suche und Bekämpfung von krankheitsverursachenden Faktoren erstmalig abwandte. Dadurch wurde dem primär pathogen orientierten medizinischen Denkmodell ein positivistisch geprägtes, ganzheitliches Denkmodell gegenüber gestellt. Antonovsky selbst verdeutlichte sein Konzept gerne anhand einer Metapher: „Menschen befinden sich ihr Leben lang an den unbefestigten Ufern eines reißenden Flusses. Früher oder später fallen sie in diesen Fluss und werden vom medizinischen System in der Form gerettet, dass sie aus dem Fluss zurück ans Ufer gezogen werden. Dabei werden sie jedoch weder davor geschützt wieder in den Fluss hinein zu fallen noch in die Lage versetzt sich aus eigener Kraft helfen zu können. Das Konzept der Salutogenese hingegen verfolgt das Ziel den Menschen Schwimmunterricht zu erteilen, um sie so in die Lage zu versetzen sich langfristig, aus eigener Kraft helfen zu können“.  Salutogenese steht daher für individuelle Ressourcenaktivierung und Kompetenzerweiterung und kann somit einen wertvollen Beitrag zur Persönlichkeitsentwicklung von Menschen beitragen. Weiterhin integriert es klinisch-kurative Dimensionen mit biologischen, psychischen, sozialen und ökologischen Aspekten und bietet so eine unverzichtbare Ergänzung zum medizinischen System.  

Hintergründe für die Entstehung des Buches  

Die eigene Verbundenheit mit dem jüdischen Volk inspirierte den Autor dazu, sich mit dem Konzept der Salutogenese, das von dem amerikanisch-israelischen Medizinsoziologen Aron Antonovsky entwickelt wurde, auseinanderzusetzen. Er beschreibt diese Auseinandersetzung als einen fortwährenden Prozess, der ihn auch künftig immer begleiten wird. Als prägend für seine Arbeit gibt er eine persönliche gesundheitliche „Grenzerfahrung“ an, die er während der Fertigstellung des Buches machte und die ihn lehrte, „das Gesunde zu bedenken und zu würdigen“. Rüdiger Lorenz ist selbständig arbeitender Gestaltanalytiker und Leiter des Zentrums für Gesundheitsförderung in Hannover. Ausserdem ist er als Dozent in der Erwachsenenbildung tätig.  Aufbau und Inhalte des Buches  

Das Buch gliedert sich in sechs Kapitel.  

Im ersten Kapitel beschreibt der Autor kurz biographische Hintergründe und Details zu Aron Antonovsky und zeichnet dabei Einflussfaktoren auf dessen spätere Forschungsarbeiten nach. Im zweiten Kapitel wird das Konzept der Salutogenese dargestellt. Hier wird schwerpunktmäßig Bezug genommen auf die Begrifflichkeiten Gesundheit und Krankheit, auf unterschiedliche Ansätze innerhalb der Stressforschung, auf die Bedeutung von generalisierten Widerstandsressourcen und das Kohärenzgefühl als gesundheitsfördernde und -erhaltende Determinante. Kapitel drei befasst sich mit entwicklungstheoretischen Positionen und fokussiert dabei die Entwicklung des individuellen Kohärenzgefühls im menschlichen Lebenslauf. In Kapitel vier befasst sich der Autor eingehend mit der „Sinndimension“ als „tragende Säule“ des Kohärenzgefühls. Dabei entwickelt er gegenläufig zu Antonovskys Meinung eine Theorie, innerhalb derer die Entwicklung des Kohärenzgefühls als ein lebenslanger Prozess beschrieben wird. 

Kapitel fünf beschreibt den aktuellen Stand der Forschung und evaluiert, in welchen Bereichen das Konzept der Salutogenese bereits Eingang gefunden hat, bzw. in welchen Bereichen eine Implementierung sinnvoll erscheint. Und in Kapitel sechs widmet sich der Autor schließlich der Frage wie das Kohärenzgefühl von Individuen in der Praxis gefördert und unterstützt werden kann. Hier werden anhand von ausgewählten Praxisbeispielen vor allem praktische Anwendungsmöglichkeiten innerhalb der psychotherapeutischen Praxis beschrieben, die nach Meinung der Rezensentin jedoch durchaus auch ausserhalb dieses speziellen Settings bedeutsam und dementsprechend übertragbar sein können.  Zielgruppen  Der Autor selbst legt sich auf die Zielgruppen Psychologen, Mediziner, Gesundheits- und Pflegewissenschaftler fest.   

 

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