„In den letzten 40 Jahren ist die Lebenserwartung in der EU um acht bis zehn Jahre gestiegen. Im selben Zeitraum jedoch ist die Zahl der älteren Arbeitnehmer kontinuierlich gesunken. So sind heute in Europa nur 40 % der 55- bis 64-Jährigen erwerbstätig“ erklärte EU-Kommissar Spidla. Dies sei weit entfernt von dem EU-Ziel, eine Beschäftigungsquote von 50 % für diese Altersgruppe zu erreichen. In Österreich liegt die Beschäftigungsquote älterer Arbeitnehmer sogar nur bei 30 %, wobei bei den Männer 39,2 Prozent der 55- bis 64jährigen noch in Beschäftigung sind und bei den Frauen nur mehr 19,1 Prozent.  Weit voraus sind uns bei dieser Frage die Länder Nordeuropas. So liegt der Anteil an Erwerbsbeteiligung älterer Personen zum Beispiel in Schweden bei 71,2 (Männer) bzw. 66,8 Prozent (Frauen), in Finnland bei 51,4 bzw. 48,5, in Dänemark bei 68 bzw. 53,1, in Norwegen bei 73,5 bzw. 63,9 und in Island sogar bei 89,4 bzw. 84,4 Prozent (OECD-Statistik 2004). Allerdings hat man in den skandinavischen Ländern auch relativ früh auf die entstehenden Probleme reagiert. Sowohl Politik als auch Wissenschaft engagieren sich intensiv. 

So läuft beispielsweise in Finnland neben einem „Programm für ältere Arbeitnehmer“ auch ein „Wellbeing at work“-Programm. Ein „Wellbeing at work“-Index (WAT) gibt konkret Auskunft über die Zufriedenheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. 80 Prozent der finnischen Arbeitnehmer sind in Firmen beschäftigt, wo dieser Index erhoben wird und entsprechende Maßnahmen gesetzt werden. Dies ist auf längere Sicht für alle Beteiligten, Unternehmer und  Mitarbeiter, ein Gewinn.

Schweden hat auf die geänderten sozialpolitischen und demographischen Rahmenbedingungen (Alterung der Bevölkerung) mit einer umfassenden Pensionsreform reagiert. Diese sieht u.a. eine verstärkte Finanzierung des Systems durch Arbeitgeber und Mitarbeiter sowie ein höheres (und flexibleres) Pensionsalter vor. Wichtigste Ziele des neuen Pensionssystems sind Flexibilität und Stabilität, eine Aufrechterhaltung der Sparrate, ein vergrößertes Angebot an Arbeitskräften sowie „Fairness gegenüber allen Beteiligten“. Obwohl mit dem schwedischen System bereits etliche Probleme gelöst sind, gibt es aber trotzdem noch viele offene Fragen.

Auch in Österreich wurden erste Schritte, wie die Entlastung von Arbeitszusatzkosten für ältere Mitarbeiter, neue Arbeitszeitmodelle (z.B. Arbeitsteilzeit), eine Abflachung der Einkommenskurve durch neue Entgeltsysteme, Maßnahmen des Arbeitsmarktservice für Betriebe und Arbeitskräfte, neue Beratungsleistungen oder technische Entwicklungen, die die physischen Belastungen und damit altersbedingte Abnützungserscheinungen gering halten, bereits gesetzt. Es braucht aber noch weitere Verbesserungen der Rahmenbedingungen seitens der Politik, um den Anteil älterer Menschen in der Arbeitswelt zu steigern.

Aus der betrieblichen Praxis in Österreich und Europa gibt es bereits zahlreiche Beispiele die zeigen, wie sich Unternehmen und öffentliche Einrichtungen auf eine älter werdende Belegschaft aktiv einstellen können. Auf der Webseite www.arbeitundalter.at sind diese Best-practice-Beispiele zusammengefasst und sollen anderen Firmen als Anregung und Ideenlieferant dienen.

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