Weil die Ärzte an österreichischen Spitälern meist länger arbeiten als erlaubt, droht die EU-Kommission Österreich mit einer Klage. In der Steiermark arbeiten KAGes und Ärztekammer bereits an der Entschärfung der Dienstzeitproblematik.

Basis der angedrohten Klage ist die Arbeitszeitrichtlinie der Europäischen Union. Diese wird an den österreichischen Krankenhäusern häufig nicht eingehalten und daher fordert Brüssel zumindest eine Stellungnahme, wie die Belastung der Ärzte reduziert werden soll. Unabhängig von der Klagsdrohung der EU-Kommission arbeiten in der Steiermark die Ärztekammer, die Krankenanstaltengesellschaft KAGes und die medizinische Universität Graz gemeinsam an Lösungen, wie man das Arbeitszeitenproblem der Mediziner in den Griff bekommen könnte.

Mehr Teilzeitstellen, mehr Kindergartenplätze

Für die steirische Ärztekammer führt an kürzeren Arbeitszeiten kein Weg vorbei. Man müsse bei der durchgehenden Arbeitszeit und bei der Wochenarbeitszeit ansetzen, sagt Präsident Herwig Lindner: „Wir wollen die Arbeitsbedingungen vor allem auch verbessern im Hinblick auf eine bessere Vereinbarkeit von Arztberuf und Familie. Da wollen wir mit der KAGes in diese Richtung arbeiten, dass wir überhaupt die Arbeitsbedingungen auch verbessern. Sprich mehr Teilzeitstellen, mehr Kindergartenplätze.“

Ausbildungsoffensive soll Problem bekämpfen

Lindner ist grundsätzlich zuversichtlich, dass das Arbeitsstundenproblem in den Griff zu bekommen ist. Voraussetzung sind aber genügend Ärzte und die seien momentan nicht vorhanden: „Also wenn ich das Problem erkenne, dann muss ich jetzt aber ganz schleunigst beginnen, die nötigen Ärzte auszubilden. Weil wenn sich die Dienstzeit bzw. Wochenarbeitszeit der Ärzte verkürzt, heißt das, dass ich mehr Ärzte brauche. Nur die haben wir derzeit nicht. Das heißt ich muss sie ausbilden.“

Gefordert ist aber vor allem der Bund, denn der muss das Krankenanstalten-Arbeitszeitgesetz ändern, welches noch bis zu 72 Stunden Wochenarbeitszeit erlaubt. Laut EU-Gesetz dürften es aber nur 48 Stunden sein.

Zwei Drittel der Ärzte beklagen hohen Druck

Auch die steirischen Ärzte treten vehement für eine Arbeitszeitverkürzung ein. Aus einer vom IFES-Institut und Ärztekammer durchgeführten Umfrage geht hervor, dass sich zwei Drittel der Befragten durch Überstunden, zu lange Dienste und Nachtdienste unter Druck gesetzt fühlen.