BESTER ARBEITGEBER ÖSTERREICHS   

2Die Bedeutung von Mitarbeitern in Unternehmen ist oft mit einem Januskopf vergleichbar“, erklärt Herbert Schweiger, General Manager Microsoft Österreich, anlässlich einer vom Great Place to Work-Institut und dem Management Club organisierten Podiumsdiskussion: „Jedes Management wird Ihnen bestätigen, dass sie unglaublich wertvoll sind. Nur wird diese Einstellung nicht in jedem Unternehmen gelebt“.

Als Beispiel für diese These bezieht sich Thomas Bene, Vorstand der Bene AG, auf eine Studie aus der Fachpublikation Management Today. Gemäß einer dort publizierten Befragung gaben 94 Prozent der Arbeitnehmer an, dass die Gestaltung des Arbeitsplatzes ein Ausdruck der Wertschätzung des Arbeitgebers ist. Allerdings meinen nur 33 Prozent von ihnen, dass dies dem Management tatsächlich gelungen ist. 39 Prozent der Befragten würden ihren Arbeitsplatz Freunden oder einem Kunden zeigen. „Bei der Qualität der Arbeitsplatzes liegt vieles im Argen“, resümiert Bene. „Jeder sollte Freude haben, zur Arbeit zu gehen – bei wie vielen ist das wirklich so?“, fragt Lothar Mayrhofer, Aufsichtsratspräsident Basler Versicherung Österreich und CEO Basler Kroatien. In Zeiten, wo der Druck auf und die Anforderungen an die Mitarbeiter immer mehr steige, werde es immer schwieriger, Motivation zu vermitteln. „Die Menschen müssen anders, auf neue Art, aufgeladen werden. Das ist die Aufgabe des Managements.“

„Gesunde Unternehmenskultur“
„Zentral für die Mitarbeiterzufriedenheit ist eine gesunde Unternehmenskultur“, gibt Gerald C. Kühr, CEO Procter & Gamble Österreich, eine Antwort. Diese baue idealerweise auf Werten auf und ist bei den Mitarbeitern verankert. „Wenn die Kultur gelebt wird, dann kommt die Investition mehrfach zurück.“ Eine Studie der University of Pennsylvania unterstützt Kührs These: Ihren Ergebnissen zufolge lassen sich dreißig Prozent des Unternehmenserfolges aus der Organisationskultur und dem Engagement der Mitarbeiter ableiten. „In einer guten Umgebung lebt man miteinander, sie drückt sich im Verständnis für die Situation des Einzelnen aus“, bestätigt auch Christine Marek, Staatssekretärin im Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit (BMWA). Konkret könne man die Qualität des Umgangs beispielsweise daran erkennen, wie auf Mütter Rücksicht genommen werde und wie Teleworking-Modelle eingesetzt werden. „Es ist die Aufgabe des Unternehmens, Mitarbeiter in schwierigen Situationen und Krisen aufzufangen“, hebt Marek hervor.

„Die größte Herausforderung für jede Führungskraft ist es, persönliche Verhaltensweisen aufrecht zu erhalten“, ergänzt Mayrhofer eine weitere Eigenschaft, die einen guten Arbeitgeber auszeichnet. Diese Vorbildwirkung würde eine stabile Unternehmenskultur schaffen. „Nur auf diesem Weg kann man neue Mitarbeiter integrieren.“ Speziell in Umbruchphasen ließe sich die Qualität des Arbeitgebers leicht erkennen: „Wir sind seit vergangenem Jahr börsennotiert. Seitdem mussten wir uns auch in der Personalpolitik neuen Herausforderungen stellen“, ergänzt Bene: „Die Führungskräfte müssen aktiver sein und stärker in das Unternehmen hineinhören.“

Ebenfalls die Executive-Ebene sieht Schweiger in der Verantwortung: „Wir in unseren hohen Management-Türmen können uns alles Mögliche vorstellen, wie etwas zu funktionieren hat.“ Unumgänglich sei jedoch, die Mitarbeiter um ihre Meinung zu fragen. Um sozial erwünschte Antworten zu vermeiden gelte allerdings: „Nur anonymes Feedback ist ehrlich gemeint.“

Ein „Great Place to Work“
Eine sehr gute Möglichkeit, dieses zu erhalten, ist die Teilnahme am Great Place to Work-Wettbewerb, betonen die Diskutanten unisono. In Österreich wurden im letzten Jahr über 40.000 Mitarbeiter von mehr als 250 großen und mittelständischen Unternehmen vom Great Place to Work Institute Österreich zu relevanten Bereichen der Arbeitsplatzqualität befragt und darauf basierend die „Besten Arbeitgeber Österreichs“ ermittelt. Ziel ist die Verbesserung der Arbeitsplatzqualität, indem Handlungsempfehlungen sowie Best-Practice-Beispiele gezeigt werden. International ist der Great Place to Work-Wettbewerb mit 3400 teilnehmenden Unternehmen der größte seiner Art. Die „Besten Arbeitgeber Österreichs 2008″ werden im kommenden Februar gekürt.„Das Bewusstsein für die Notwendigkeit von guten Arbeitsplätzen steigt durch diese Initiative“, begründet Marek die Unterstützung des BMWA für diesen Contest. „Wir wollen uns mit anderen Unternehmen vergleichen“, erklärt Kühr, dessen Unternehmen 2006 und 2007 den ersten Platz erreichte, seine Beweggründe für die Teilnahme am Wettbewerb. „Auf diesem Wege erhalten wir von der Belegschaft notwendiges Feedback, ob das Management die richtigen Maßnahmen gesetzt hat“, stimmt Schweiger, der im Vorjahr Platz neun erreichte, zu. Für die Personalpolitik des Unternehmens sieht Mayerhofer – 2007 auf Platz sieben – zwei weitere positive Faktoren. „Einerseits fühlt sich der bereits im Unternehmen befindliche Mitarbeiter bestätigt, andererseits steigt auch die Zahl und vor allem die Qualität der Bewerbungen.“

Zufriedenheit senkt Kosten
Die „Besten Arbeitgeber“ sind auch wirtschaftlich erfolgreicher als andere Unternehmen: Laut einer Studie des deutschen Bundesministeriums für Arbeit und Soziales steigen durch höher motivierte Mitarbeiter auch die Kundenzufriedenheit sowie die Markenbekanntheit. Gleichzeitig sinken der notwendige Kontrollaufwand sowie Krankenstände und Fehlzeiten. Während bei durchschnittlichen Unternehmen 64 Prozent der Belegschaft bereit ist, zusätzlichen Einsatz zu leisten, sind es bei „Great Places to Work“ neun von zehn. 90 Prozent dieser Mitarbeiter sind auch „stolz, anderen erzählen zu können, dass ich hier arbeite“. „Diese Einstellung gegenüber dem eigenen Unternehmen sollte eine Selbstverständlichkeit für jeden Mitarbeiter sein“, sind sich alle Diskussionsteilnehmer einig. „Er darf allerdings nicht Mittel zum Zweck sein“, ergänzt Schweiger. Führungskräfte müssen intern auch eine soziale Komponente leben, erklärt Kühr. Er selbst nehme sich die Zeit und führe zumindest ein Gespräch mit jedem neuen Mitarbeiter im Konzern: „Das Individuum muss im Vordergrund stehen, nicht nur die Arbeitskraft.“

(„Die Presse“, Print-Ausgabe, 03.11.2007)

Leave a Comment